Eine neue Ausstellung im Onkel Emma widmet sich einem spannungsreichen Thema. Fotografien von Yvonne Most unter dem bezeichnenden Titel „ErSieEs“ zeigen Menschen, die scheinbar dem normativen Bild von Mann und Frau widersprechen. Yvonne Most hat sich mit ihren Bildern einem Thema gewidmet, welches in der heutigen Zeit in vielen Ebenen immer wieder diskutiert wird.
Was geschieht mit uns, wenn wir Menschen begegnen, deren wahrnehmbares Erscheinungsbild nicht mit dem übereinstimmt, welches die Menschen selbst empfinden? Sind wir eher verunsichert oder sind wir eher geneigt, über Rollen und Geschlechter und Definitionen nachzudenken?
Das Thema „Gender“ wird in vielfältigster Art an unterschiedlichsten Orten von Menschen diskutiert und zugegeben gerade für transidente und transsexuelle Menschen. „Mann“, „Frau“ und damit verbundene gesellschaftliche Vorstellungen sind in der Gesellschaft tief verwurzelt und geben für das Leben Orientierungsmöglichkeiten und Verhaltensmuster. Jeder Mensch sollte für sich und für seine eigene Identität die Möglichkeit und die Chance haben, sich in diesen gesellschaftlichen Erwartungshaltungen einzufügen oder diese zu hinterfragen und ganz für sich persönlich zu definieren.
„Ja, Hallo, ich bin Kay…..“
Ich stehe da und sehe die junge Person vor mir mit einem überzeugten Lächeln stehen.
„Kay…..“, ja zugegeben ich zögere… verdammt nochmal – ich hab doch eine freundliche weibliche Stimme grade gehört und „Kay“ sieht wohl eher nicht nach pubertierenden Knaben aus, der mich grade auf die Schippe nehmen will. OK….. also Kay????Kay bemerkt meine Verwirrung und sein Lächeln zeigt mir seine Selbstverständlichkeit, die er mit seiner Vorstellung verbindet.
„Ja Kay….. ähh ja Hallo, also….“
Ich widme mich doch erst einmal meinem Strohhalm, der vor mir in der Cola steckt. Neben mir sitzt Kay …. und trinkt Cola aus der Flasche. Selbstverständlich für Kay, verunsichernd für mich. Der verdammten Cola scheint es im Übrigen völlig Wurscht zu sein, ob sie mit oder ohne Strohhalm getrunken wird.
Eine halbe Flasche Cola später, gefühlten 42735 Gedankengängen über Evolution und Geschlecht bekomme ich endlich einen einigermaßen vernünftigen Satz heraus:“Hallo Kay, cool das Du da bist!“
Ich habe das dringende Bedürfnis eine Jahrespackung Tempotaschentücher aus meiner Hosentasche zu ziehen und mir den Schweiß vorn der Stirn zu wischen
(WOW ich habe gesprochen…...)
Kay schaut mich noch immer lächelnd an:
„Ja Du, das find ich auch.“,
Kay schaut auf mich und meine Cola und meinen Strohhalm.
„Die meisten Jungs trinken Cola einfach so. Du trinkst Deine Cola mit Strohhalm ? Find ich super, dass Du den Mut hast, auch bischen Weiblichkeit als Mann zuzulassen.“
Ich habe diesmal nur gefühlte 3 Stunden gebraucht, um den Satz zu verarbeiten, es kam kein Notarzt und ich habe es tatsächlich geschafft, mich später noch mit Kay fließend zu unterhalten. Völlig wurscht, was mir meine anerzogenenen gesellschaftlichen Normvorstellungen versuchten zu suggerieren – neben mir saß Kay und zugegeben ein toller Typ.
Zugegeben – jeder der mich kennt, wird wissen, dass das mit der Cola Fiktion ist, Kay gibt es wirklich. Und es kann jeder Kay kennenlernen. Manchmal heißen Kay auch Sebastian oder einfach nur Knolle, mitunter auch Daniela oder Elfi. Mitunter auch wie Du selbst. Allen diesen Menschen ist eins gemeinsam: Oft ist es besser Gespräche mit dem Herzen zu führen als mit den Augen.
Zurück zur Ausstellung – die Bilder machen neugierig, es bleibt nur Dir überlassen, ob Du mit den Augen oder mit Herzem auf die Bilder zugehst. Sie werden dir so oder so einiges erzählen. Nimm Dir die Zeit !
(Übrigens – im Onkel Emma gibt es auch Cola – mit oder ohne Strohhalm)
Öffnungszeiten
Echternstr. 9, Braunschweig
Dienstag 10-14 Uhr
Mittwoch 14-18 Uhr
Weitere Terminwünsche können unter 0531-615 157 57 vereinbart werden.