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Soldaten der Wehrmacht in Frauenwäsche

Einen doch sehr erstaunlichen Bildband hat Hatje Cantz herausgegeben: “ Soldier Studies – Cross-Dressing in der Wehrmacht

(c) Quelle http://www.spiegel.de

Das Bild des „Deutsche Soldaten, jederzeit mannhaft, sittenstreng und hart wie Kruppstahl“ scheint bei diesen Bildern zu wanken – mehr noch: es zeigt wie doppeözüngig Moral schon immer war. Auf der einen Seite mussten lesbische und schwule Menschen im dritten Reich Verfolgung und im schlimmsten Fall die Deportation in ein KZ fürchten. Auf der anderen Seite lebten deutsche Wehrmachtssoldaten entgegen aller gesellschaftlichen Vorgaben.

„Wohl keine Armee der Welt war so besessen von der Schädlichkeit der Männerbeziehungen wie die Wehrmacht im Dritten Reich“, zitierte der SPIEGEL 1977 den Münchner Militärhistoriker Franz Seidler. Je weiter der Zweite Weltkrieg fortschritt, desto energischer verlangten auch die Heeresführer ein Einschreiten in Fällen, die ihnen „in besonders hohem Maße“ geeignet schienen, „die Moral und die Manneszucht der Truppen zu untergraben“. Homosexualität in der Wehrmacht wurde mit Zuchthaus oder gar, wegen „Wehrkraftzersetzung“, mit der Hinrichtung bestraft.“ 

Wie geht diese unerbittliche Sittenstrenge zusammen mit den Bildern aus Kriegszeiten, die der Berliner Künstler Martin Dammann jetzt in seinem Buch „Soldier Studies. Crossdressing in der Wehrmacht“ im Hatje Cantz Verlag veröffentlicht hat?

Cross-Dressing bei der Wehrmacht? Was auf den ersten Blick absurd oder zumindest seltsam klingt, war keineswegs die Ausnahme. Dammann fand bei seiner Recherche so viele Bilder, dass er dafür sogar eine neue Untergruppe in seiner Sammlung bildete.

Warum sie überhaupt entstanden sind, darüber kann Dammann nur mutmaßen. „Einen starken Einfluss hat mit Sicherheit die Karnevalskultur im deutschsprachigen Raum, in der es Tradition war, dass Männer sich als Frauen verkleiden und umgekehrt. Aber im Grunde genommen war das nur der Ursprung.“ In der Kriegssituation, weit weg von zu Hause in feindlichem Gebiet, wo alles Vertraute und Sichere fehlt, bekomme das Verkleiden eine ganz andere Dringlichkeit und Funktion als beim Karneval. „Selbst dieses Juxhafte bietet vor der bedrohlichen Realität eine gewisse Erleichterung, wenn auch nur für den Moment“, sagt Dammann.

Auch deshalb vermutet Dammann, dass Cross-Dressing für Wehrmachtssoldaten „eine ziemlich normale Erfahrung war, die viele auf die eine oder andere Art gemacht haben“. Der Soziologe Welzer sieht es genauso, für ihn belegen die Fotos die „Normalität und gerade nicht die Abweichung, auch und in gerade in Zeiten des Krieges“. 

Weiterführende Links:

https://www.n-tv.de/leben/Soldaten-trugen-Frauenkleider-article20740342.html

http://www.spiegel.de/einestages/wehrmacht-und-crossdressing-soldaten-in-frauenkleidern-a-1238147.html

https://www.zeit.de/kultur/2018-11/soldier-studies-kriegsfotografie-cross-dressing-wehrmacht-zweiter-weltkrieg-fs

 

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