Obgleich man eigentlich der Meinung ist, der Dezember sei eine ruhige Zeit, war die erste Woche reich mit Terminen gefüllt.

Regenbogenempfang der Landtagsfraktion „Die Grünen“
Samstag, 26.11.2016 von 14:00 bis 18:00 Uhr fand unser Workshop „Outing – Zeigen oder Verstecken“ im Onkel Emma Braunschweig. Obgleich es nur eine relativ kleine Runde war, waren die Gespräche doch recht intensiv. In einem waren sich die Teilnehmer_innen einig: Für ein selbstverwirklichtes Leben ist der Schritt, sich seinem Umfeld anzuvertrauen nicht zu vermeiden.´Gleich im Anschluß feierte das Onkel Emma dann sein 5jähriges Bestehen – eine schöne Zeit dabeizusein. Der Samstag war also komplett ausgebucht.
Montag – wie auch im letzten Jahr wurde ich zur kleinen Vorlesung vor Studentinnen und Studenten der Pädagogik und Psychologie eingeladen. Ein Termin, der immer spannend ist und von mir sehr gerne wahrgenommen wird.
Donnerstag – Forum in der Evangelischen Studentengemeinde der Uni Braunschscheig: „Lesbisch, schwul, Trans* – wie normal ist das heute?“
Freitag – Regenbogenempfang der Landtagsfraktion der Grünen im Niedersächsischen Landtag
Fazit
Es ist wichtig, eigene Sicht- und Denkweisen in der Auseinandersetzung mit anderen Menschen zu prüfen, zu diskutieren und auch wenn nötig zu korrigieren. Wichtig ist auch die Diskussion ausserhalb der LGBTI-Community. Zum Regenbogenempfang der Grünen Niedersachsen saßen eine Reihe von unterschiedlichsten Vertreter_innen aus Politik, NGO-Organisationen und LGBTI-Akteuren am Tisch. Wesentliches Thema war das Coming Out – hier im schulischen Bereich und in der Ausbildung. Das DJI hat eine Studie zum Thema „Coming Out und was dann?“ vorgestellt.
In der Diskussion von Beteiligten – u.a. mit Landesschülerrat, Landesjugendring, GEW, SCHLAU, Arbeitsgemeinschaft der Familienverbände in Niedersachsen, Konföderation der evangelischen Kirche, und Landeselternrat kam zum Ausdruck, dass man keine wirklichen Konzepte hat, eine offene Schule zu gestalten. Das Spannungsfeld Schule wurde jedoch von allen Beteiligten als problematisch für Schüler_innen, die sich als schwul, lesbisch oder trans identifizieren, wahrgenommen.
„Warum haben wir Angst vor Aliens?“
In meinem Diskussionsbeitrag habe ich den Anwesenden die Frage gestellt. Die Antwort könnte vielleicht sein, weil sie uns unbekannt sind. Wie wollen wir eine offene Schule gestalten, wenn sich selbst ein schwuler Lehrer oder eine lesbische Lehrerin nicht selbst traut, sich zu outen, weil man arbeitsrechtliche Konsequenzen (z.B. in Schulen in kirchlicher Trägerschaft -> Kirchenrecht als Arbeitsrecht) befürchtet oder eben weil man um sein „Ansehen“ in der Schülerschaft fürchtet ? Seitens der NGO-Vertreter kam ebenso zum Ausdruck, dass man in ehrenamtlicher Arbeit eben nicht alle leisten kann. Auch aus ministerieller Sicht kam eine interessante Problemstellung: Viele NGO agieren in Wahlperioden – es ist so schwer, eine kontinuierliche Arbeit aufzubauen – gerade in dem sensiblen Bereich von Schule und Outing.
Es wird also auch in Zukunft sehr viel davon abhängen. wie unsere eigene Bereitschaft als LGBTIQ-Community vorhanden ist, unsere Leben und unsere Lebenseinstellung als etwas ganz normales darzustellen und vorzuleben. Dies wird sicher nicht immer einfach sein – aber es ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, die Angst vor Aliens zu überwinden.
Im Übrigen hatte ich den anwesenden Vertretern aus Politik und Schule eine ganz einfache Möglichkeit vorgeschlagen: In jeder Schule sollte es eine „Regenbogen-Ecke“ geben. Dies kann zum Beispiel eine gemütliche Sitzecke sein, die von Pinwänden umgeben ist. Jeder in der Schule hat die Möglichkeit, dort sein Stimmungsbild als PIN zu hinterlassen. Wahrscheinlich würde so schon bald für alle Beteiligten ein wirkliches Meinungsbild der Schule sichtbar werden.
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